Suchtvorbeugung in unserer Schule

Ursachenkomplex

Immer wieder schockiert, dass Jugendliche in sehr jungen Jahren aus Unkenntnis, Langeweile, Neugier oder Verzweiflung mit Drogen und Süchten Erfahrungen sammeln. Die Auseinandersetzung mit diesem Problem in verantwortungsvoller Weise ist daher auch für die Schule ein wichtiges Thema.

Heute wird von multifaktoriellen Ursachen ausgegangen, die sich als auslösende und begünstigende Faktoren im Wesentlichen drei Bereichen zuordnen lassen, die in wechselseitiger Abhängigkeit zueinander stehen: der "Person" mit ihrer seelischen und körperlichen Verfassung, dem "sozialen Umfeld" (Elternhaus, Schule, Freunde, Clique) und der "Droge" mit ihren Effekten. Die Erfahrungen zeigen, dass beim Drogenkonsum der Menschen immer systemische und gesellschaftliche Komponenten eine Rolle spielen, es sich also selten um eine nur vom Nutzer persönlich getroffene Entscheidung mit seinen spezifischen Erwartungen an den Drogenkonsum handelt.

Wehr dich gegen Süchte!

Stoffgebundene und nicht-stoffgebundene Süchte

Unter Drogen, die in unserer Gesellschaft konsumiert werden, verstehen wir einerseits die "illegalen" wie Cannabis, Ecstasy oder Heroin, andererseits aber auch die "legalen" in Form von Alkohol, Nikotin und Medikamenten, die in unserer Lebenswelt so "selbstverständlich" sind und oft "bedenkenlos" genutzt werden. Allen ist gemeinsam, dass sie unter bestimmten Voraussetzungen ein enormes Abhängigkeitspotenzial hervorrufen können und ein Leben in Selbstbestimmung unmöglich machen, so dass früh ein klassisches "Suchtverhalten" vorliegt. Der Begriff "Sucht" meint aber auch "zwanghaftes" Handeln, wie vor allem Fernseh-, Spiel-, Ess-, Sex-, Sammel- oder Kaufsucht. In allen Fällen solcher Verhaltensweisen ist es sowohl für Betroffene als auch für Außenstehende oftmals sehr schwer zu erkennen, ob es sich "nur" um eine "Leidenschaft" oder "schon" um ein "zwanghaftes" Verhalten handelt.


Notwendigkeit der Suchtvorbeugung

Wir können Kinder und Jugendliche nicht vor Verführungssituationen in unserer Gesellschaft schützen. Unser Ziel ist es aber, ihnen die Hilfen zu geben, die sie in die Lage versetzen, in derartigen Situationen zu widerstehen. Jugendliche brauchen dazu Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und sinnvolle Lebensperspektiven sowie die Fähigkeit, sich argumentativ zu behaupten, Konflikte gewaltfrei auszutragen und nicht zuletzt die Bereitschaft ihre Freizeit aktiv zu gestalten. Neben dem Unterricht in verschiedenen Fachbereichen bemühen wir uns auch im Rahmen verschiedener Veranstaltungen und Projekte darum, dass unsere Jugendlichen für ihre Lebensplanung entsprechende Grundkompetenzen vermittelt bekommen (Tage religiöser Orientierung, Gewaltvorbeugung und Streitschlichtung, Erlebnispädagogik bei Klassenfahrten, Berufsorientierung, Lernen des Lernens u.a.). Dazu gehört auch, dass die Heranwachsenden ihre Wünsche und Bedürfnisse vorbringen und damit die Veranstaltungen und den Unterricht aktiv mitgestalten.

Suchtprävention im Unterricht

Angebote in der Mittelstufe

Seit dem Schuljahr 2002/2003 wird am Kardinal-von-Galen-Gymnasium jeweils für die Jahrgangsstufe 8 ein mehrstufiges Projekt zur Suchtvorbeugung angeboten, das von jeweils zwei Lehrer/innen und der Beratungslehrerin für Gesundheitserziehung begleitet wird.

Die Erkenntnisse aus der derzeitigen Präventionsforschung belegen, dass wirksame Suchtvorbeugung eine langfristige Ausrichtung, eine zielgruppenspezifische Arbeit, die Förderung von Lebenskompetenzen, die Verknüpfung von Lebenswelten und die Vernetzung und Koordination von suchtvorbeugenden Angeboten verlangt. Um dies zu gewährleisten haben wir seit dem Schuljahr 2007/2008 sowohl unsere schulinternen Unterrichtsreihen als auch die Zusammenarbeit mit externen Kooperationspartnern auf diesem Gebiet ausgeweitet.

Auf der Basis des von ginko (Gesprächs-Informations-Kontaktzentrum, Mülheim an der Ruhr) entwickelten "Check it!" haben wir gemeinsam mit einem Sozialpädagogen der Beratungsstelle der Caritas e.V. in Kleve ein mehrstufiges Programm aus jeweils etwa zweistündigen Bausteinen, die sich über das gesamte Schuljahr erstrecken, zusammengestellt.

 

Inhaltliche Kurzdarstellung der einzelnen Bausteine:

  1. Bestandsaufnahme des Konsumverhaltens der Jugendlichen
    Zur Eingrenzung des Themas stehen die persönlichen Erfahrungen der Schüler/innen im Umgang mit Suchtmitteln im Vordergrund. Daher wird zunächst ein anonymes Konsumprofil der Klasse erstellt, das als Basis für das anschließende Gespräch dient.
  2. Funktion und persönliche Bedeutung der Suchtmittel
    Symbolhafte Gegenstände aus dem täglichen Leben stellen im zweiten Baustein den Bezug zur Lebenswelt der Schüler und Schülerinnen her; die Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsumverhalten und der Funktion der Suchtmittel in ihrem Alltag wird hier gefordert.
  3. Check it online! - Lexikon, Selbsttest und Beratung im Netz
    Auch die Nutzung des Internets gehört zum Lebensalltag vieler Jugendlicher. Die strukturierte Suche im Internet nach Informationen zu einzelnen Suchtmitteln und zu Angeboten verschiedener Institutionen mit der Möglichkeit der anonymen und konkreten Kontaktaufnahme zum Hilfesystem stehen im Zentrum dieser Einheit und dienen nicht zuletzt der Vorbereitung der 4. Einheit.
  4. Umgang mit problematischen Alltagssituationen

    Mitarbeiter der Beratungsstelle ziehen mit den Jugendlichen einen erstes Resümee, klären offene Sachfragen, vertiefen Faktoren, die vor der Entstehung von Sucht schützen können und erhalten mit praktischen Übungen Unterstützung bei der Arbeit an ihrer Persönlichkeit und sozialen Kompetenz.
  5. Gesetze, Normen und Werte
    In Zusammenarbeit mit Vertretern des Kommissariats Vorbeugung wird in Rollenspielen der Sinn von Regeln vermittelt und über Werte diskutiert. Lebensnahe Themen wie Alkohol am Fahrradlenker oder Auswirkungen des Betäubungsmittelgesetzes auf jugendspezifische Interessen runden die Einheit ab.
  6. Auswirkungen von Suchterkrankungen auf Familie, Freunde, Arbeit und Freizeit
    Der persönliche und direkte Kontakt zu Betroffenen ("trockene Alkoholiker"), die die Klassen im Unterricht besuchen, und über ihre eigene allmähliche Suchtentstehung mit den Veränderungen in allen Lebensbereichen berichten, sich aber auch den Fragen der Schüler stellen, ist ein weiterer Baustein des Prophylaxeprojekts, das bleibende Eindrücke hinterlässt. Gleichzeitig wird mit dieser Einheit auch die Arbeit einer Selbsthilfegruppe vermittelt.
  7. Ausstiegshilfen
    Anknüpfend an den vorherigen Baustein wird hier wieder mit Mitarbeitern der Beratungsstelle der lange Weg der Genesung aus einer Sucht über weitere hoch- und niederschwellige Angebote thematisiert.
  8. Interview mit Erwachsenen
    Schülerinnen und Schüler entwickeln einen Fragebogen zum Interview von Erwachsene/Eltern, der anonym ausgewertet die Integration von Erfahrungen und Beweggründen der älteren Generation in den eigenen Werterahmen ermöglicht.
  9. Elternabende
    Da Schule nur einen Teil des Lebensumfelds der Schüler darstellt, werden auch die Eltern mit Gesprächsabenden in das Projekt einbezogen. Bei diesen Veranstaltungen geht es sowohl um Informationen über das Projekt als auch um die Vermittlung von Sachinformationen und die Behandlung von Fragen zum Umgang mit den Problemen der Heranwachsenden.

Gerade die Wertorientierung kann nur mit Nachhaltigkeit erzielt werden, weshalb das Thema Sucht und Suchtvorbeugung auch in mehrstündigen Unterrichtsreihen in verschiedenen Fächern mit ihrem jeweiligen fachspezifischen Schwerpunkt thematisiert wird. Ziel ist es einerseits die Projekttage vorzubereiten, andererseits aber auch Antworten auf noch offene Fragen zu geben. An erster Stelle sind hier die Fächer Religionslehre, Biologie, Politik aber auch der Deutschunterricht mit z.T. fachübergreifenden Themen zu nennen. Nachhaltigkeit wird ebenso durch die Behandlung des Themas im Fach- und fachübergreifenden Unterricht anderer Jahrgangsstufen erzielt. So findet das Thema z.B. bereits Eingang in den Biologie- und Politikunterricht der Jahrgangsstufen 5 und 6 (Gesundheitserziehung und Konsumverhalten) wie auch der Jahrgangsstufe 9.

Erste Hilfe der Suchtvorbeugung

bieten wir nicht nur für Schüler/innen und Eltern der Klassen der Sekundarstufe I sondern auch für Oberstufenschüler und -schülerinnen an. Beratungslehrer stehen in ihren Sprechstunden oder nach Terminvereinbarung für Gespräche zur Verfügung und sind bei der Herstellung von Kontakten zu Beratungsstellen behilflich.

Leitung: Cornelia Kleff